Eine Tagestour mit dem Bus, 200 km. westlich von Amarkantak, liegt Jabalpur
eine Distriktstadt. Nach dem letzten Monat im Dschungel kamen wir wieder
in eine Stadt und waren natürlich geschockt von Lärm, Gestank,
und hektischem Treiben. Auch hatten wir schon lange nicht mehr in einem
Hotel gewohnt. Von hier hatten wir aber eine direkte Zugverbindung zum
Norden. Bevor wir jedoch direkt nach New- Delhi, unserem nächsten
Ziel fuhren, wollten wir uns erst wieder in der "Zivilisation"
einleben und den letzten Platz unseres Tirtha- Yatra aufsuchen.
Es waren die Marmorfelsen, in der Nähe von Jabalpur, das sogenannte
"Bheraghat". Zweihundert Kilometer hinter der Quelle, ist
Narmada schon ein beachtlicher Fluß und fließt durch diese
weißen Marmorfelsen. Ein grandioses Naturschauspiel. Mit einem
"Tempo" Taxi kann man von Jabalpur direkt bis zu diesem Narmada-
Fall fahren. Dort gibt es einen Wanderweg entlang dieser Kaskade, und
die Möglichkeit mit dem Boot auf dem Narmada durch die gewaltigen
weißen Felsen zu fahren. Wir machten beides und bestaunten diesen
heiligen Platz auf einem Tagesausflug. Was diesen Fluß Narmada
so heilig macht, kann man erst verstehen, wenn man an seinen Ufern gelebt
hat. Es ist nicht möglich, diese Feinstofflichkeit die man hier,
wie nirgends wo anders zu spüren bekommt, in Worte zu fassen, oder
gar zu beschreiben. Ein Fall für Dichter.
Ein Panorama dieser Empfindungen und Visionen bekommt man auch erst,
wenn man die Literatur die sich um dieses Heiligtum rankt, gelesen hat
und hier an den Ufern lebt. Die Krönung ist aber, wohl als Pilger
an den Ufern von Tempel zu Tempel zu wandern und Göttin Narmada
vollkommen in allen Einzelheiten kennen zu lernen. Dazu muß ich
anmerken: Das Reittier Narmadas ist das Krokodil. So ist es nicht verwunderlich,
daß in den weiten Gebieten entlang des Flusses auch wilde Tiere
leben. Bären, Tiger, Schlangen aber auch Räuber, die es auf
die wenigen Habseligkeiten der Pilger abgesehen haben. Die Wanderer
berichten davon, daß durch die Läuterung welche man am Narmada
erfährt es aber völlig ungefährlich sei, diese Tour welche
drei Jahre dauert, zu unternehmen. Es gehört also eine Portion
Gottvertrauen und Entsagung dazu, denn sonst ist es
ein gefährliches Abenteuer. Unser Abenteuer "Tirtha- Yatra"
war damit zu Ende. Wir hatten noch einen Monat Zeit bevor wir Indien
wieder verließen, und wollten noch nach New- Delhi um Einkäufe
zu machen. Dinge die wir nach der Reise in Deutschland brauchten.
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